Axel Ritsma

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Meine erste Schule - Elite School

 

 

Angefangen hat es mit der "Elite School". Dort hat meine Frau mir den Job als "foreign English teacher" besorgen koennen, da sie halt gute Kontakte hier in Shenzhen hat.

Waehrend ich in Deutschland noch meinem Job nachging und an nichts schlimmes oder eiliges dachte, war meine, damals zukuenftige, Frau in Shenzhen bereits auf Jobsuche fuer mich. An einem sonnigen Tag an einem Wochenende im Juli 2003 hatte ich wieder mal eine kleine Reisegruppe, die in der Gegend herumgefahren werden sollte. Es ging zur Burg Elz. Dort sassen wir alle beim Mittagessen als mich ein Anruf auf meinem Handy erreichte. Es war Qing. Sie sagte mir, ich solle mal eben den Direktor der "Elite School" anrufen da er telefonisch ein Vorstellungsgespraech mit mir abhalten wollte. Na toll, dachte ich. Jetzt ein telefonisches Vorstellungsgespraech mit China. Daaaas kostet!!! Au weia!! Na was soll's.

Ich rief den Direktor Liu Su also an. Da er seiner Zeit mal in Amerika studiert hat und auch Kontakte nach Hong Kong hat, ist sein Englisch, man kann ruhig sagen, vorbildlich. Er wollte sich am Telefon nur ueberzeugen, ob meine Englisch gut genug sei um als Lehrer dort arbeiten zu koennen. Bereits nach wenigen Minuten war er beruhigt und zufrieden und sagte mir, ich koenne den Job ab dem 01.Sept. antreten.

Wie bitte? Ja. Er sagte wirklich ab 01. Sept., was fuer mich also nur gut 6 Wochen waren, waehrend denen ich mich entscheiden und den Umzug vorbereiten musste. Natuerlich kam mir meine Aebeit waehrend dieser Zeit nicht sehr gelegen. Aber was soll's.

Ich habe dann alles moegliche an Englisch Material zusammen gesucht, was man evtl. fuer den Unterricht hier brauchen koennte. Da die Kids ja sicher an Informationen ueber Europa interessiert sind, dachte ich mir, ich bringe mal eine Menge Bilder, Prospekte, Reisefuehrer und sonstiges Infomaterial mit. Den Karton mit fast 20 kg Buechern und Papieren fuer den Unterricht schickte ich bereits vorab mit der Post an die Adresse meiner Frau.

Nach meiner Ankunft in China hatte ich satte 3 Tage Zeit um mich einzugewoehnen und auf die erste Unterrichtsstunde vorzubereiten. Nicht viel, aber es musste halt reichen.

Man kann sich vorstellen, wie nervoes und aufgeregt ich war. Ich, seit Jahren von Beruf Kraftfahrer, zwar mit gutem Englisch, aber mit aeusserst wenig Ahnung von der Materie "Unterricht". Ich habe mich versucht an meine Lehrer zu erinnern und wie die versucht haben, mir etwas beizubringen. Das half auch, jedenfalls war es ausreichend um die Kids zu motivieren und sie fuer die englische Sprache zu interessieren. Mit der Zeit, nach ein paar Wochen war die Nervositaet vorbei. Man wird sicherer und wenn man die Kids einmal naeher kennengelernt hat ist es alles halb so schlimm.

Die Schule ist ein recht alt wirkendes Gebaeude mit einem Unterrichtstrakt und einem Trakt fuer die Unterkuenfte der Schueler die waehrend der Woche ueber in der Schule bleiben. Es handelt sich um eine Privatschule und daher ist es auch eine sogenannte "boarding school", vergleichbar einem Internat. Das Schulgelaende war von einem hohen Zaum umgeben, der eigentlich mehr die Funktion hatte "Eindringlinge" von Aussen abzuhalten. Es gab eine Pforte an der Sicherheitspersonal der "China Security" stand und alle ein- und ausgehenden Personen geprueft hat. Die Schueler wurden kontrolliert, ob beim Reingehen die Schuluniform anstaednig aussah und ob jeder seinen Schulausweis umgehaengt hatte. Beim Rausgehen vor dem regulaeren Schulende wurde kontrolliert, ob der betrffende Schueler eine schriftliche Genehmigung seines Klassenlehrers zum Verlassen des Schulgelaendes hatte. Wenn nicht, kein Ausgang. Die Klassenstaerke lag bei ca. 25-35 Schulern, ganz im Gegenteil zu einigen oeffentlichen Schulen, an denen Klassen bis zu 50-60 Schuelern keine Seltenheit sind. Die Klassenraeume waren zwar alle mit einem Overhead-Projektor und TV ausgestattet, sahen aber ansonsten eher etwas altmodisch aus, gemessen an vielen deutschen Schulen. Man kann ueber die Schulen hier in China vieles behaupten, dass sie etwas altmodisch wirken oder sind, dass sie nicht besonders angenehm erscheinen oder dass manche vielleicht sogar ein bisschen militaerisch gefuehrt werden, aber die Schueler sind so fleissig, wie ich es zu meiner Schulzeit nie gewesen bin und wie ich es auch in Deutschland noch nicht gesehen habe. Da halt die wenigsten der Schueler die Moeglichkeit haben werden, an einer Universitaet studieren zu koennen, selbst mit all dem Geld der Eltern nicht, kommen halt nur die Besten durch. Und das wird den Kleinsten bereits taeglich vermittelt. Dementsprechend ist der Kampf auch hart. Das heisst aber nicht, dass man deshalb keine Freunde hat, da diese Freunde ja evtl. den eigenen Studienplatz wegnehmen koennten. Nein, man hilf sich gegenseitig wo es nur geht. Klar, Aussenseiter gibt es auch hier, aber was ich an dieser Schule erlebt habe war im Grossen und Ganze eine gut funktionierende Gemeinschaft. Schlaegereien auf dem Schulhof, die es zu meiner Schulzeit schon gab, habe ich hier keine gesehen.

Das man hier in China bereits in der Grundschule Kung Fu unterrichtet ist ganz nett und auch verstaendlich, da China ja schliesslich die Wiege der fernoestlichen Kampfkunst ist. Schaden kann es auch nicht, da man sich erstens zu wehren weiss und zweitens das Selbstbewusstsein bedingt durch dieses Sicherheit etwas aufgebaut wird.

Was mir hier allerdings etwas zu denken gab, war die Tatsache, das die 12-14 jaehrigen Schueler, einmal waehrend ihrer Schulzeit an einem Armee-Camp teilnehmen mussten. Dies war auch an der zweiten Schule so und dies ist auch keine Seltenheit an anderen Schulen, wie mir Lehrerkollegen bestaetigt haben. Dort werden, Fotos werden noch zu sehen sein, die Teenager bereits im Marschieren und im Umgang mit der Waffe geuebt. OK, zwar nur fuer eine Woche, aber die Frage die sich mir da stellte war: "Warum muessen 12-14 Jaehrige bereits wissen, wie eine Waffe funktioniert?" Na ja, es mag schon irgendeinen tieferen Sinn haben, auch wenn er sich mir bisher noch nicht ganz erschlossen hat.

Ich habe die Zeit an der "Elite School" wirklich als aeusserst angenehm empfunden, auch wenn manchmal Tage dabei waren, an denen irgendwie alles schief lief. Alles in allem waren die Schueler an der "Elite School" recht motiviert und es haben sich sogar einige gefunden, die an der extra eingerichteten "English Corner" teilnehmen wollten. Freiwillig und nach dem Unterricht. Es war kein richtiger Unterricht sondern mehr eine Gespraechsrunde, in Englisch natuerlich. Waehrend dieser Stunden haben diese Schueler eigentlich mehr gelernt, als waehrend des normalen Unterrichts, da diese Stunde in der Schulbuecherei und ganz zwanglos am "runden Tisch" abgehalten wurde. Man hat sich ganz einfach locker unterhalten. Da nicht dieser "Lernzwang" wie beim Unterricht im Klassenraum dahinter stand, hat es den Schuelern mehr Spass gemacht und damit auch mehr Erfolg gebracht als nur das Lernen im Klassenzimmer.

Bis heute, 3 Jahre spaeter, habe ich noch Mailkontakt zu einigen von Ihnen. Eine meiner Schuelerinnen ist jetzt zum Studium nach Toronto,Kanada, gegangen, eine andere nach Jamaica, wo ihr Vater beruflich zu tun hat. Ein Schueler studiert jetzt in Beijing und schickt hin und wieder auch mal Gruesse.

Auch hier muss ich einen oeffentlichen Dank aussprechen. Dem Direktor, Liu Su, danke ich fuer das von ihm entgegengebrachte Vertrauen in meine Lehr-und Englischfaehigkeiten. Er wusste ja, dass ich kein studierter Lehrer bin und hat mich trotzdem eingestellt. Da er mich zwei Jahre spaeter, hat fragen lassen, ob ich wiederkommen moechte, was aber bedingt durch einen anderen Vertrag leider nicht moeglich war, nehme ich an, dass er mit mir zufrieden war.

Ein weiterer Dank gilt meinen damaligen Kollegen Danny und Linda, die beide, sowohl fuer mich, als auch fuer meinen Freund und Kollegen Kelly, in wichtigen Angelegenheiten die Dolmetscher waren und sich staendig um uns gekuemmert haben. Danke Linda. Danke Danny.

Sollte es diesen Sommer moeglich sein, dass ich nach erfolgreichen Verhandlungen, wieder an der "Elite School" unterrichten kann, werde ich diesmal wenigstens mit einem "TEFL Zertifikat" aufwarten koennen, das mich nach einem Kursus mit anschliessender bestandener Pruefung berechtigt in China Englisch zu unterrichten. Dieses Zertifikat wird von einem amerikanischen Institut ausgestellt, das weltweit die entsprechenden Kurse fuer "foreign English teacher" abhaelt.

Jetzt werde ich die Verhandlungen mit der "Elite School" abwarte und dann wird sich zeigen, ob ich einen weiteren Bericht ueber ein weiteres Jahr an dieser Schule schreiben kann.

Damit und mit den besten Gruessen an alle meine ehemaligen Schueler und Kollegen der "Elite School" moechte ich nun schliessen. Ich wuensche allen Alles Gute und dass ihre Wuensche in Erfuellung gehen.

Fortsetzungen folgen.

 

Die besten Gruesse aus China

ALEX