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Mit der Hilfe von US-amerikanischen Unternehmen wird in China eines der technisch "fortschrittlichsten" Überwachungssysteme aufgebaut, berichtet die New York Times. In der 12,4 Millionen Metropole Shenzhen und Umgebung soll noch in diesem Monat damit begonnen werden, mindestens 20.000 Überwachungskameras mit Gesichts- und Verhaltenserkennung zu installieren. Automatisch sollen so Verdächtige und verdächtiges Verhalten erkannt werden. Die Polizei soll über das System auch Zugriff auf bereits vorhandene private und staatliche Überwachungskameras erhalten, von denen es um die 180.000 geben soll.
Ergänzt wird das System durch Ausweise für die meisten Einwohner mit
Chips, die nicht nur Name und Adresse, sondern auch die Erwerbs- und Bildungsgeschichte,
Religionszugehörigkeit, Vorstrafen, Krankenversicherung und die Telefonnummer
des Vermieters enthalten. Zudem soll auf den Ausweisen festgehalten werden,
wie viele Kinder die Person in die Welt gesetzt hat, um die Ein-Kind-Politik
zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums besser überwachen zu
können. Während die 1,8 Millionen Einwohner mit festem Wohnsitz in
Shenzhen die neuen Ausweise nicht erhalten, weil ihre Daten schon bekannt sind,
sollen die restlichen 10,5 Millionen Einwohner, die in den letzten Jahrzehnten
zugezogen sind, mit ihnen ausgestattet werden.
Mit den Ausweisen will man Kriminalität bekämpfen und die Bevölkerung besser versorgen, um Programme wie Sozialhilfe, Schulsystem und Mietgeldunterstützung effektiver verwalten zu können. Und überlegt wird auch, weitere Informationen zu speichern, beispielsweise Kredite, Fahrkarten für die U-Bahn oder kleine Einkäufe, die mit der Karte getätigt wurden. Mit der Realisierung wurde das in Florida ansässige Unternehmen China Public Security Technology beauftragt.
Überdies hat die chinesische Regierung allen großen Städten angeordnet, den 150 Millionen Menschen, die zugewandert sind, aber noch keinen festen Wohnort besitzen, entsprechende digitale Identitätsausweise zu geben. Das betrifft auch die jährlich 10 Millionen Bauern, die in die Städte ziehen. Gleichzeitig ließen sich so auch politisch Oppositionelle besser verfolgen und einschüchtern. Die Ausweise sollen in Shenzhen und Shanghai getestet und bei Erfolg in 680 weiteren Städten eingeführt werden.
Zudem hat China Public Security ein auf Microsoft Windows basierendes System für die Polizei in Shenzhen eingerichtet, durch das die Bewegung eines jeden Polizisten der Stadt in der Zentrale auf großen Karten verfolgt werden kann. Alle Polizisten führen GPS-Empfänger mit sich. Fällt der Empfang des Satellitensignals aus, wenn die Polizisten sich in einem Haus befinden, wird die Lokalisierung über Handys geleistet. Nach Robin Huang von China Public Security habe man auch gute Beziehungen mit anderen Unternehmen wie I.B.M., Cisco, H.P. oder Dell: "Alle diese US-Unternehmen arbeiten mit uns, um mit uns zusammen das System aufzubauen." Man benutze zwar auch Server eines chinesischen Herstellers, müsse aber Programme schreiben, die nur auf den amerikanischen Servern laufen würden. US-Unternehmen wurden bereits des öfteren kritisiert, weil sie den chinesischen Behörden mit ihrer Technik helfen würden, die Kommunikation zu überwachen und Oppositionelle zu unterdrücken.
(fr/Telepolis)
1. Hier wieder ein Grund mehr, warum sich die Amerikaner besser die Zunge abbeissen sollten, anstatt auch nur die kleinste Menschenrechtsverletzung, oder das, was die Amerikaner dafuer halten, zu bemaengeln oder gar von "Olympia-Boykott" zu reden. Ein grosser Teil der notwendigen technischen Unterstuetzung fuer das Ausspionieren der Buerger kommt aus den USA. Es gibt mehrere Sprichwoerter diesbezueglich. Eines lautet: "Der Helfer ist genauso kriminell wie der Taeter selbst". Also, werte Politiker in Amerika, es waere viel ehrlicher, wenn man endlich die Doppelmoral abschaffen wuerde. Dann wird man naemlich auch wieder glaubwuerdig. Aber, ganz ehrlich, welcher Politiker weltweit, ist wirklich an Glaubwuerdigkeit interessiert?
2. Und wieder ein Beweis mehr dafuer, dass es den Amerikanern, oder egal wem, in erster Linie um's liebe Geld geht. Ginge es naemlich um Prinzipien und Ehrlichkeit, dann wuerde man ein solches Vorhaben nicht grosszuegig unterstuetzen. (siehe im Lexikon unter "Doppelmoral")
3. Ich wohne, wie auf meiner Webseite zu lesen, seit 4 Jahren in Shenzhen. Das man politische Oppositionelle jagt, sollte mir persoenlich eigentlich egal sein, da es nicht "meine" Regierung ist und ich persoenlich die hiesige Regierung fuer mindestens genauso faehig halte wie unsere deutsche Regierung. Dass man jetzt aber schon Einkaeufe und Bus- und Bahn-Tickets ausspioniert grenzt schon an eine Dreistigkeit, die sich kaum ein anderer Staat so offen leisten koennte und wuerde.
4. Auch wenn die gesamte Hilfe fuer diese oeffentliche Spionage aus den USA kommt, so sagt doch der Name der Firma und des Firmensprechers eigentlich alles. "China Public Security Technology" und "Robin Huang".
5. Was heisst denn "bei Erfolg"? Wie will man den Erfolg messen? Mit der Anzahl festgenommener Kritiker oder Kriminellen? Erfolg stellt sich sofort ein, wenn das System funktioniert.
6. Ich wuerde mir wirklich wuenschen, dass dieses System auch wirklich dazu benutzt werden koennte und wuerde, um sozialen Aufbau zu betreiben. Auch wenn Shenzhen eine der reichsten Staedte China's sein mag, so gibt es doch noch genuegend Armut. Man muss sich nur umsehen. Dort zu helfen waere wirklich ein sinnvoller Einsatz eines solchen Systems, auch wenn mir als Laie es noch vollkommen unklar ist, wie ein "Ueberwachungsnetz" beim sozialen Aufbau helfen soll.
7. "Gleichzeitig ließen sich so auch politisch Oppositionelle besser verfolgen und einschüchtern." Dies ist eigentlich die Kernaussage dieses Artikels. Leider.
8. Wenn in den USA sich irgendjemand darueber beschwert, dass man in China keine Kritik duldet, so sollte man sich dort mal an die eigene Nase fassen. Hier in China ist man wenigstens noch so ehrlich und sagt ganz offen, "Halt dich 'raus". Die Amerikaner ignorieren Kritiken einfach, was aber auf's gleiche hinauslaeuft. Wie gesagt, wenn's um's Geld geht, interessieren andere Meinungen nicht mehr. Aendern wird sich deshalb gar nichts.
Mit oeffentlich, freundlichen Gruessen an alle Leser,
China-Alex