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Zurueck zu:
Beijing und der "Auslaender-Zuschlag"
Hier moechte ich einen kurzen Kommentar loswerden ueber die Stadt Peking
/ Beijing, wie es richtig ausgesprochen wird).
Die Sehenwuerdigkeiten dieser Stadt sind wirklich sehenswert und aussergewoehnlich.
Es gibt eine Menge Plaetze die man sich angesehen haben sollte, bevor man von
dort wieder abreist. Eigentlich reichen dafuer aber eine Woche oder auch zwei,
kaum aus. In der "Verbotene
Stadt" und dem "Alten
Sommerpalast" koennte man schon je eine ganzen Tag verbringen um sich
das Ganze in Ruhe anzusehen. Ebenso die alten Ming
Graeber, der Trommelturm,
der Tian-an-men
Platz (Platz des Himmlischen Friedens) oder die Beihai-
und Xianshan Parks
sind ein Muss bei einem Aufenthalt in Beijing. Die Stadt selbst ist ungehauer
interessant und aufregend. Hier mischt sich das Moderne mit dem Historischen.
Man bekommt vielerorts einen Eindruck von und Einblicke in die alte chinesische
Kultur. Wirklich beeindruckend.
Die alten Gebaeude und Palaeste, die Hu-Tong Viertel mit den vielen alten, kleinen Haeusern, die modernen Hochhaeuser und Mammutbauten, das alles mischt sich vortrefflich. Die Stadt selbst bietet sehr viel Anwechslung und ist auch des Nachts noch voller Betriebsamkeit. Langeweile kommt hier also kaum auf.
So wie aber alles Sonnenseiten hat, gibt es auch hier eine Menge Schatten.
Schade ist naemlich, dass man sich, um all das sehen und erleben zu koennen,
einem Nepp und einem Service aussetzen muss, der teils unglaublich ist.
Man sollte naemlich wissen, dass man als Tourist, und als solcher wird man angesehen,
sobald man kein asiatisches Gesicht hat, als Freiwild fuer Nepper und Betrueger
angesehen wird. Es gibt dort drei verschiedene Preise fuer unterschiedliche
Kunden.
Erstens: Fuer Einwohner aus Peking mit deutlichem Peking-Dialekt. (guenstigster
Preis)
Zweitens: Fuer andere Chinesen. (deutlich hoeherer Preis)
Drittens: Fuer Auslaender und nicht chinesische Asiaten. (das grenzt an Betrug)
Man wird hier so offentsichtlich und so dreist beschi...n dass es schon fast
eine Zumutung ist. Ich habe mich bisher noch nicht ernsthaft darueber beklagt,
wenn man als Auslaender in Shenzhen etwa 10-30% mehr zahlen soll als andere.
Man will halt nur unser Bestes, unser Geld. Man will ueberall an dem "westlichen
Wohlstand" partizipieren. Ist ja auch irgendwie legitim. Aber dass man
in der Hauptstadt Peking fuer Auslaender Extra-Preise hat die zwischen 50-100%
ueber dem normalen Preis liegen ist schon fast kriminell. Nun gut, fuer Auslaender,
die mit harten Euro oder Dollar hier anreisen ist es selbst bei den "auslaendischen
Preisen" noch einigermassen preiswert. Wenn man aber wie ich, und die vielen
Auslaender die hier fuer chinesische Schulen oder Firmen arbeiten, nur einen
chinesischen Lohn bekommt, dann ist es wirklich beinah kriminell.
In dem Hotel, in dem wir uns fuer 4 Tage einquartiert hatten, war nur noch
ein kleines Zimmer mit zwei kurzen Betten frei. Ok, fuer mich, mit 1,80m Koerpergroesse,
sind alle Betten mit weniger als 1,90 m Laenge bereits etwas unbequem. Ein Bett,
bei dem aber meine Fuesse draussen bleiben muessen, ist eindeutig zu kurz. Die
Groesse des Zimmers lag bei nachgemessenen 1,50 m x 4,50m, inclusive Fernseher,
einem itze-klitze kleinen Tisch, zwei Hockern und zwei "Betten". Ohne
Kleiderschrank versteht sich. Der haette auch draussen bleiben muessen. Aber
draussen auf dem Flur. Das Badezimmer mit gemessenen 1,50m x 1,50m incl. Dusche
und Toilette und Waschbecken war durch eine ausgeleierte Tuere und eine "Wasser-Rueckhaltestufe"
(zwingend erforderlich) abgetrennt. In der Lobby dieses "Hotels" lernten
wir eine Familie aus Xi'an, der Stadt der "Terracotta-Soldaten", kennen.
Sie sagten, sie haetten auch ein solches Zimmer. Das waere normal in den billigeren
Hotels in Beijing. Wir wollten natuerlich wissen, wieviel sie dafuer bezahlen
sollten. Man sagte uns, dass sie pro Nacht fuer ein solches Zimmer 150 Yuan
(ca. 15,- Euro) zahlen. Am naechsten Morgen wollten wir dann vom Chef der Rezeption
erfahren, warum wir fuer dieses Zimmer satte 250,- Yuan zahlen, wenn andere
nur 150,- zahlen. Er meinte daraufhin nur, das waere der Preis fuer Auslaender.
Die haetten ja genug Geld. Na ja, was will man von geld-gierigen Hoteliers in
einem Entwicklungsland schon erwarten, denen der momentane Profit weit ueber
ein ordentliches Ansehen in der Branche geht. Bei einer solchen Behandlung kann
einem dann doch manchmal wirklich der Kragen platzen. Ja ja, ich weiss, ich
haette ja auch ein teureres Hotel mit besserem Service buchen koennen. Richtig.
Nur ist die Fragte die, bei oben genanntem chinesischem Lohn: WER bezahlt das
denn? Es geht auch nicht um die Preiskategorie des ausgesuchten Hotels. Es geht
allein um die unfairen bis betruegerischen Machenschaften der Serviceanbieter
und Geschaefte.
Ein weiteres Thema ist der oeffentliche Nahverkehr. Die Busse, man muss es lobend
erwaehnen, sind zwar nicht alle auf dem neuesten Stand, dafuer fahren die Fahrer
aber fuer chinesische Verhaeltnisse, sehr zivilisiert und es ist auch noch recht
preiswert. Ein paar Yuan und man kann durch die halbe Stadt gondeln. Ausserdem
wird dort nicht wie hier im Sueden, an jeder Ecke in verkehrsgefaehrdender Manier
angehalten um irgend jemanden einsteigen zu lassen, um noch 2 Yuan mehr einzunehmen.
Man hat Haltestellen und in den allermeisten Faellen haelt man sich auch daran.Ebenso
an die Abfahrtszeiten. Dies hat dann allerdings zur Folge, dass ein Bus, der
auch nur ein paar Meter losgerollt ist, nicht mehr anhaelt, um eine Frau mit
zwei kleinen Kinder noch zusteigen zu lassen. Aber sowas ist auch aus Deutschland
bekannt, da als hilfsbereiter Mensch zwar mal eben anhalten koennte, als pflichtbewusster
Fahrer, den Regeln entsprechend aber nicht mehr anhalten darf. Somit also mal
ein Lob an die Busfahrer in Beijing, von denen deren Kollegen hier im Sueden
noch einges lernen koennten.
Dann waeren da noch die Rikschas zu nennen. Diese "fleissigen Rikscha-Fahrer"
z.B., oh diese armen Kerle, die sich so abstrampeln. Sie besorgen sich ihr Trinkgeld
schon. Bei der Abfahrt wird ein Preis von, wie bei uns z.B., 4 Yuan vereinbart.
Bei der Ankunft am Ziel haengt ploetzlich ein Schild vorne am Lenker auf dem
der Preis mit 40(!) Yuan angegeben ist. Dann wird lauthals debattiert. Der Fahrer
meinte dann zu meiner Frau, dass man wohl zu dumm sei, chinesisch zu verstehen
und etwas missverstanden haben muss. Die 40 Yuan seien jedenfalls zu zahlen.
Wenn ich nicht zufaellig vor der Abfahrt von dem Gauner ein Foto samt seiner
Rikscha gemacht haette und damit beweisen konnte, dass er betruegt, haetten
wir evtl. noch laenger ueber diesen 10-fachen Preis verhandelt. Bedingt durch
bereits vorangegangene Abzockereien und die "Auslaender-Preispolitik"
war ich schon so geladen, dass meine Frau mich zurueckgehalten hat, damit ich
diesen Betrueger nicht von seinem Fahrrad holte. Sorry, aber manchmal bin ich
etwas "aufbrausend". Also vorsicht bei Rikscha-Fahrten. Ein Foto vorab
kann unnoetigen Aerger ersparen und hilft u.U. beim Einschalten von polizeilicher
Hilfe. Bei wirklich ernsthaften Problemen sollte man sich auch nicht scheuen,
die Deutsche
Botschaft in Peking zu verstaendigen.
Desweiteren laesst der Service in Restaurants und Geschaeften, sogar in oeffentlichen
Einrichtungen wie dem Bahnhof, sehr zu wuenschen uebrig. Auf die Frage meiner
Frau in perfektem Chinesisch (sie ist schliesslich Chinesin), wo denn am Bahnhof
die Schliessfaecher seien, hob der Beamte, wenn es denn einer war, nicht mal
den Kopf, sondern zeigte nur in eine Richtung und das war's. Fuer die Bahn ist
sowas sicher kein Aushaengeschild fuer freundlichen und hilfbereitsen Service.
Aber wer die Bahn nutzen muss, hat halt keine Wahl und muss sich diese Unfreundlichkeiten
gefallen lassen.
Den einzigen wirklich fairen Service habe ich bei den Pekinger Taxifahrern erlebt.
Die fahren zwar meist wie angetrunken, aber nicht ganz so schlimm wie in anderen
Staedten in China. Und ich hatte bereits mehrmals das "Vergnuegen"
einen "Taxi-Horror-Trip" unternehmen zu muessen. Und sie sind wenigstens
fair dabei, und versuchen nicht sich auf all zu dreiste Weise zu bereichern.
Klar, dass hier und da mal ein kleiner Umweg gefahren werden muss, kann man
verstehen da man dies ja auch in Europa als Ortsunkundiger manchmal zu spueren
bekommt. Aber auf diesem Umweg sieht man dann wenigstens noch etwas und das
Taxameter laeuft ja mit. Ob die allerdings, wie in Europa, geeicht sind, bezweifle
ich sehr.
Ansonsten kann sich die Arroganz der Pekinger Einwohner locker mit der der Franzosen
in Paris oder der Bayern in Muenchen messen. "Sorry" nach Bayern,
aber das sind Fakten. Man ist eben "was besonderes". Man wohnt hier
ja direkt in Beijing, und fuehlt sich selbst scheinbar durch diese oertliche
Naehe zur Regierung oder dem Parteibuero als eines deren Mitglieder. Das diese
Leute es aber trotz der hohen Position nicht noetog haben arrogant aufzutreten,
scheint noch nicht bekannt zu sein. Hier im Sueden habe ich mal gehoert, dass
Leute, die zu arrogant sind, als "aus Peking kommend" bezeichnet werden.
Sollte man sich von Seiten der Behoerden nicht um solche Misstaende kuemmern,
wird man sich ueber ein etwaiges Echo waehrend oder nach den Olympischen Spielen
2008 nicht zu wundern brauchen. Aber diese evtl. auftauchende Kritik wird sicher
genauso ingnoriert werden wie andere bisherige internationale Kritiken. Es reicht
noch lange nicht aus, dass man die Einwohner Pekings mobilisiert, z.B. das oeffentliche
Spucken doch fuer ein paar Wochen einzustellen, das Taxifahrer jetzt kleine
Muell-und Spuckbeutel ausgehaendigt bekommen oder das man doch wenigstens wegen
der Olymischen Spiele etwas Englisch lernen soll. Es macht fuer mich als Auslaender
keinen Unterschied, ob ich auf Chinesisch oder Englisch nach Strich und Faden
betrogen oder schlecht behandelt werde.
Es gibt natuerlich auch andere Hotels, Geschaefte, Bahnangestellte oder
Rikscha-Fahrer, um das noch abschliessend zu erwaehnen. Wenn man aber bei dem
riesigen Angebot an Dienstleistungen bei jeder Branche "zufaellig"
und "ungluecklicher Weise" die schwarzen Schafe rausgepickt hat, dann
kann man nicht mehr wirklich von Zufall oder Einzelfall reden. In diesem Fall
moechte ich also einmal ganz dreist behaupten, dass der Service und das Benehmen
zum grossen Teil zu wuenschen uebrig laesst.
Da ich ja also jetzt bereits einmal das Vergnuegen hatte Peking und seine ausgesprochen
interessanten Sehenswuerdigkeiten mir ansehen zu koennen, muss ich es mir nicht
ein zweites Mal antun dort hinzufahren und mich wieder diesem Nepp auszusetzen.
Ausgenommen es handelt sich um einen geschaeftlichen Besuch. Es gibt noch andere,
sehr sehenswerte Plaetze in China. Und die Leute in den kleineren Staedten sind
auch um einiges freundlicher und um ein vielfaches herzlicher.
Lassen Sie Sich aber Ihren Urlaub in Beijing von mir aber nicht ganz vermiesen.
Sagen Sie aber nicht ich haette nicht gewarnt. ;-) Und noch eine Bemerkung zum
Ende. Dies sind natuerlich alles subjektive Eindruecke. Manch anderer wird vieles
als nicht so schlimm empfinden, wie ich es tue. OK, zum einen rege ich mich
ueber unfaire Behandlung manchmal etwas mehr auf als andere und zum anderen
habe ich allerdings auch schon lange die "Honeymoon"- oder "Holiday"-Phase
hinter mir. Fuer mich ist hier alles mittlerweile "harter" und realer
Alltag und kein schoener Urlaubstraum, der leider bald zu Ende ist.
Die besten Gruesse aus China
ALEX